Glaube im Familienalltag

Tanya Raab, Porträt zum Interview Glaube im Familienalltag

„3 Fragen – 3 Antworten“ mit Tanya Raab

Tanya, wir würden mit Dir gern über gelebten Glauben im Familienalltag sprechen.
Du bist Lehramtsstudentin, Mutter einer kleinen Tochter und praktizierende Jüdin. Außerdem steckst Du hinter dem erfolgreichen Instagram-Account oy_jewish_mamma. Aufgewachsen bist Du in Frankfurt/Oder, heute lebst Du in Brandenburg an der Havel. Wie frei und sichtbar kannst Du Dein Jüdischsein im Alltag leben?

Als Kind und Jugendliche konnte ich mich nicht offen jüdisch zeigen. Meine Eltern haben mir immer eingeschärft es möglichst gut zu verstecken. Auf keinen Fall durfte ich mit einem Davidstern an der Kette nach draußen gehen! Heute weiß ich, dass sie mich beschützen wollten, aber damals gab es mir das Gefühl, dass es etwas Schlimmes sei jüdisch zu sein. Warum hätte ich mich sonst verstecken müssen?

Seit ich meine eigene Familie gegründet habe, habe ich beschlossen, es anders zu machen. Ich trage auf der Straße oft eine Kippah, lade Freundinnen und Freunde zum Shabbatseder ein und spreche auf meinem Account offen über unseren jüdischen Alltag.

In einem Interview mit der Jüdischen Allgemeinen hast Du gesagt, dass es Dir wichtig ist, die jüdische Tradition an Deine Tochter weiterzugeben. Wie bereichert der gelebte Glaube Euren Alltag als Familie?

Meine Eltern sind nicht religiös und obwohl wir Mitglieder einer jüdischen Gemeinde waren, habe ich den Glauben im Familienalltag oft vermisst. Ich hatte viele christliche Freundinnen und Freunde, die ich um die Tischgebete oder das Krippenspiel beneidete. Mit meiner eigenen Familie feiern wir jüdische Feste und leben jüdische Traditionen, wie rituelle Waschungen, Tischsprüche und den Shabbat. Jüdische Identität ist mit einer langen und facettenreichen Geschichte verknüpft, die sich in den Bräuchen unseres Volkes widerspiegelt. Ich möchte dass meine Tochter ihre Herkunft kennen und lieben lernt.

Dein Mann gehört keiner Religion an. Eure gemeinsame Tochter besucht eine evangelische Kita. Ihr wäret die perfekte Familie für unser Drei-Religionen-Kita-Haus. Ganz konkret in Deinem Leben, was bringt interreligiöser Dialog?

Jedes Mal wenn ich mit Menschen anderer Religionen spreche, fällt mir auf, dass allen Unterschieden zum Trotz wir alle an denselben Gott glauben. An einen liebenden, behütenden Gott, der uns hilft, tröstet und über uns wacht. Unsere Bräuche sind unterschiedlich – aber gerade das ist das ist ja das Schöne!

Ich möchte, dass meine Tochter die Möglichkeit hat, auch andere Religionen kennenzulernen. Glauben ist immer ein Angebot, man kann ihn unglaublich vielfältig ausleben. Und das ist mir wichtig. Ihr keinen Weg vorzuschreiben und zu zeigen: Hey, so mache ich das. Aber es gibt da draußen noch so viel mehr. Und du kannst den Weg wählen, den du für richtig hältst.


Das könnte Sie auch interessieren: Kinder – Bücher – Religion. Interview mit der Autorin Johanna Lindemann

Abonnieren Sie unseren Newsletter mit interessanten Themen und News rund um das Projekt Drei-Religionen-Kita-Haus, wenn Sie mehr Interviews und Artikel lesen wollen!

Um das Drei-Religionen-Kita-Haus möglich zu machen, benötigen wir Ihre Unterstützung. Hier können Sie spenden.