Teil 1 einer Miniserie über den Entstehungsprozess und die Erkenntnissen einer Doktorarbeit über das Drei-Religionen-Kita-Haus-Projekt von Silke Radosh-Hinder:
Der Beginn des Forschungsprojektes: „Konstruierte Gleichheiten. Eine Fallstudie zu interreligiöser Kommunikation im urbanen Raum“
Das Projekt des Drei-Religionen-Kitahauses wurde bereits jetzt – während der Phase der Entwicklung – Gegenstand meiner wissenschaftlichen Untersuchung. Ein solches Projekt gab es bislang noch nicht – zumindest nicht in Deutschland und so waren bereits die Verhandlungen zu diesem Projekt von besonderem Interesse.
Im Rahmen eines Forschungsprojektes zwischen der Universität Basel (Prof. Andrea Bieler) und dem Kirchenkreis Berlin Stadtmitte hatte ich die Gelegenheit, die Entstehung dieses außergewöhnlichen Projektes – quasi von innen heraus – als Gründungsmitglied der Inititiave zu beforschen. Dabei waren drei Aspekte besonders: 1. Das Projekt ist innovativ, 2. Spannende Projekte werden häufig erst im Rückblick erforscht, 3 Forschende haben selten die Gelegenheit als unmittelbar Beteiligte so nah an ihrem Forschungsgegenstand zu sein. Insbesondere der letzte Punkt stellte dabei eine Herausforderung dar. Es war nötig, dass ich als Forscherin und Beteiligte einen methodischen Standpunkt fand, der eine angemessene Forschungshaltung (beteiligt aber nicht voreingenommen) gewährleisten konnte.
Interreligiöse Projekte werden zunehmend wissenschaftlich erforscht. Dies hängt nicht zuletzt an der hohen gesellschaftlichen Bedeutung und Hoffnung, die mit solchen Projekten verbunden wird. Dabei gibt es mittlerweile recht umfangreiche Studien zu den Fragen, warum Menschen sich dort engagieren, welche Themen dort verhandelt werden und wie Beteiligten interreligiöser Formate idealerweise in solche Projekte hineingehen sollten, um ein konstruktives Gesprächsklima zu erreichen. Was bisher noch gar nicht beforscht wurde, sind die konkreten Aushandlungsgespräche selbst. Es gibt kaum Analysen und Erkenntnisse, wie die Beteiligten interreligiöser Formate eigentlich miteinander sprechen, welcher kommunikativer Formen sie sich bedienen und welche (kommunikativen) Herausforderungen sie wie meistern. Diese Forschungslücke besteht dabei nicht allein in den theologischen Disziplinen, sondern beispielsweise auch im Bereich der Kommunikations- und Sozialwissenschaften.
Nicht zuletzt deshalb war auch die Forschungsfrage, die das Projekt geleitet hat, sehr weit gefasst, um so möglichst viele Aspekte in den Blick nehmen zu können:
Wie interagieren die Initiatorinnen eines Projektes zum Bau einer Drei-Religionen-Kindertagesstätte im urbanen Kontext miteinander?